Südafrika hat elf offizielle Landessprachen: isiZulu, isiXhosa, Ndebele, Northern Sotho, Sotho, Swazi, Tswana, Tsonga, Venda, Englisch, Afrikaans und sogar diese Sprachen haben Subkategorien. Dadurch hat es die drittmeisten offiziellen Sprachen nach Indien und Bolivien.
Es gibt drei Sprachtypen in Südafrika.
Die größte und meist gesprochene Sprachgruppe sind die Nguni Sprachen, worunter isiZulu, isiXhosa, Swati und Ndbele fallen. In der zweiten afrikanischen Sprachgruppe sind die Sotho-Tswana Sprechenden angesiedelt, welche Northern Sotho, Southern Sotho und Tswana umfässt. Xitsonga und Tshivenda bilden ihre eigenen Sprachgruppen, da sie zwar Ähnlichkeiten mit den anderen Sprachen haben, aber gleichzeitig nicht zu den Nguni oder Tswana- Sotho Sprachen zugeordnet werden können.
Die Sprachen Südafrikas und die Anzahl der Sprechenden:
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Endonym |
Count |
Of population |
Zulu |
isiZulu |
11,587,374
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22.7%
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Xhosa |
isiXhosa |
8,154,258
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16.0%
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Afrikaans |
Afrikaans |
6,855,082
|
13.5%
|
English |
English |
4,892,623
|
9.6%
|
Northern Sotho |
Sesotho sa Leboa |
4,618,576
|
9.1%
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Tswana |
Setswana |
4,067,248
|
8.0%
|
Sotho |
Sesotho |
3,849,563
|
7.6%
|
Tsonga |
Xitsonga |
2,277,148
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4.5%
|
Swazi |
siSwati |
1,297,046
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2.5%
|
Venda |
Tshivenḓa |
1,209,388
|
2.4%
|
Ndebele |
isiNdebele |
1,090,223
|
2.1%
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Sign language |
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234,655
|
0.5%
|
Other languages |
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828,258
|
1.6%
|
Total |
50,961,443
|
100.0%
|
Innerhalb der Sprachgruppen gibt es große Ähnlichkeiten, sodass ein isiZulu- Sprechender viele Wörter aus siSwati verstehen kann, während die Unterschiede zwischen den Sprachgruppen signifikanter sind. Das Erstaunliche ist allerdings, dass die Menschen durch die Vermischung der Ethnien in den Ballungsgebieten mehrere Sprachen verstehen oder auch sprechen können. Meine Gastmutter spricht Northern Sotho kann allerdings die meisten südafrikanischen Sprachen verstehen und manche sogar sprechen.
Zwei Sprachen die ich bis jetzt außer Acht gelassen habe sind die europäisch geprägten Sprachen, Englisch und Afrikaans. Durch die Kolonialisierung der Niederländer wurde holländisch ins Land gebracht, woraus sich Afrikaans entwickelte und bis heute erhalten hat. Die Buren (holländisch-abstämmige Weiße) und vor allem die Coloureds rund ums Western Cape sprechen Afrikaans als erste Sprache.
Die zweite europäische Sprache ist Englisch als wichtigste Sprache des Landes, obwohl sie nur von Wenigen als erste Sprache benutzt wird.

Verteilung der Sprachen:
Afrikaans
English
Northern Sotho
Sotho
Southern Ndebele
Swazi
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Tsonga
Tswana
Venda
Xhosa
Zulu
None dominant
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Es gibt also die afrikanischen Bantu- Sprachen, worunter die Nguni, Tswana- Sotho Sprechenden fallen, sowie die Ausnahmen Xitsonga und Tshivenda und die europäischen Sprachen Englisch und Afrikaans.
Wie wird also im Alltag kommuniziert? Jedes Gebiet in Südafrika hat ihre eigene erste Sprache und Kultur. In diesen Gebieten herrscht meist nur eine Sprache. Wenn ich also aus Gauteng, meinem Bundesland, nach Kwa-Zulu-Natal fahre weiß ich, dass die Menschen isiZulu sprechen. Im Eastern Cape ist klar das isiXhosa gesprochen wird. Gleichzeitig kann ein Großteil der Bevölkerung Englisch und/oder Afrikaans sprechen. Englisch ist die Sprache der Behörden, Schule und Wirtschaft. Afrikaans ist die Sprache der Apartheid. Alle Südafrikaner wurden gezwungen Afrikaans zu lernen, sodass bis heute viele Afrikaans verstehen oder sogar sprechen. In ländlichen Gegenden kann es vorkommen, dass die Älteren der schwarzen Bevölkerung eher Afrikaans verstehen als Englisch.
Knifflig wird es in den Städten. Innerhalb von Pretoria zum Beispiel leben Menschen die aus Limpopo, Venda, Swaziland, Kwa-Zulu-Natal und North- Western stammen. Trotzdem können diese Gruppen ohne Englisch kommunizieren. Es passiert das Sprachen gemischt werden und ein Slang entsteht. In Kindesalter lernen die Kinder schon eine andere Sprache zu verstehen und auch zu sprechen. In meiner Schule gibt es zum Beispiel zwei große Ethnien die nicht im geringsten ähnlich sind, IsiZulu und N. Sotho, dennoch können die Kinder miteinander kommunizieren. Wie genau sie das hinkriegen ist mir auch ein Rätsel.
Es beeindruckend zu sehen wie ein Land mit elf Sprachen es schafft zu funktionieren, wenn man es gewöhnt ist nur Eine zu haben. Trotzdem gibt es auch sehr große Probleme die hiermit einhergehen. Wie bereits erwähnt ist Englisch die wichtigste Sprache des Landes. Spätestens an der Universität kommt niemand drumherum gutes Englisch zu sprechen, da der Unterricht in Englisch ist und die Studenten von überall aus Südafrika und der Welt herkommen. Dasselbe gilt für alle gut bezahlten Jobs. Aber nicht jeder kann ein gutes Englisch sprechen.
Es fängt im frühen Kindheitsalter an. Im Township reden die Leute kein Englisch untereinander, sodass die Kinder das erste Mal in der Primary School mit Englisch in Kontakt kommen. Hier wird bis Grade 3 in der Muttersprache unterrichtet, ab Grade 4 wird dann der ganze Unterricht in Englisch abgehalten. Das bedeutet die Kinder haben von Grade R bis Grade 3 Zeit im Englischunterricht eine Sprache zu erlernen, um sie dann grob zu verstehen und in den folgenden Jahren zu perfektionieren. Eine gute Idee, allerdings funktioniert sie nicht in der Theorie. In Klassen mit um die 50 Schülern ist es dem Lehrer nicht möglich Einzelnen zu helfen, wenn diese Probleme haben. Das bedeutet, sobald ein Schüler den Anschluss verliert und niemanden in der Familie hat der ihm hilft hat er wenig Chancen wieder heranzukommen. So kommt es das ich Schüler in der 7. Klasse habe die sehr schlecht Englisch sprechen und nicht einmal buchstabieren können. Das Resultat ist, dass sie in allen Fächern durchfallen weil sie die Informationen und die Fragen nicht verstehen. Die Lehrer stehen also vor einer Zwickmühle. Entweder sie ziehen den Stoff auf Englisch durch und einige bleiben auf der Strecke oder sie switchen bei schwierigen Situationen in die Muttersprache, wobei die Kinder dann aber wiederum nicht lernen sich in Englisch auszudrücken.
Wenn man aus dem Township herausgeht und in Richtung der reicheren Gegenden schaut ändert sich dies. Die afrikanischen Sprachen verlieren an Bedeutung und es wird mehr Englisch gesprochen. Es ist ein Phänomen das mir aufgefallen ist, dass sobald Personen gebildeter und reicher sind, diese ein hervorragendes Englisch sprechen und es dadurch auch nicht als unangenehmer Empfinden sich nicht in der Muttersprache zu unterhalten. Das ermöglicht wiederum einen viel offeneren Freundeskreis, da man mit Menschen jeder Ethnie kommunizieren kann. Zum Beispiel muss ich sagen, dass Abende mit Studenten meist mehr Spaß machen, da einfacher, als mit meinen Township Jungs weg zu gehen. Die Studenten reden grundsätzlich Englisch oder aber haben kein Problem dauerhaft Englisch zu reden, während meine Freunde im Township definitiv lieber Sotho reden, weil sie sich dort besser ausdrücken könnnen und mich dadurch oft ausschließen. So kommt es, dass ich fast immer die Konversation in Englisch starten muss, um in der Gruppe mitreden zu können, da ansonsten dauerhaft Sotho gesprochen wird. Es gibt also keine Möglichkeit einfach zuzuhören und dann irgendwann einzusteigen.
Ich habe Verständnis dafür, allerdings hilft mir das in den Situationen auch nicht weiter, da ich nicht jedes Mal Lust habe die Initiative zu ergreifen. Deswegen finde ich es auch schade das meine Versuche Sotho zu lernen so schleppend vorangehen und ich nur Basics kann. Zwar habe ich eine Lehrerin gefunden die uns helfen will, allerdings hat diese nur sehr selten Zeit, sodass die Fortschritte sehr gemächlich sind. Ich hoffe das wir es hinkriegen die Unterrichtsstunden zu intensivieren, damit ich gegen Ende ein wenig Sotho verstehen kann.
Die Barriere Sprache ist eindeutig vorhanden und wenn man kulturelle Aspekte außen vor lässt, dann muss man sagen, dass Sprachvielfalt keinen Sinn ergeben. Allerdings ist es für mich auch Spaß eine neue Sprache zu lernen und zum Beispiel den Kindern in Sepedi vorzulesen. Am Ende wäre es vernünftig überall auf der Welt Englisch oder eine andere Sprache zu sprechen, aber irgendwie geht gleichzeitig auch der Charme abhanden.
Bis dahin!